Die geistliche Prägung der Oberen Pfalz war in der Frühen Neuzeit nicht allein durch die Jesuiten, sondern auch durch die Benediktiner bestimmt, schon wegen der vier Klöster dieses Ordens – Ensdorf, Michelfeld, Reichenbach und Weißenohe –, die eine beträchtliche Zahl von Stiftspfarreien seelsorgerisch betreuten.
In den Abteien wurde der Tag des Heiligen, der 21. März, jeweils als besondere Solennität begangen. Zu dieser Gelegenheit lud man einen Geistlichen aus der Nachbarschaft als Prediger ein. Gelegentlich ließ man die Kanzelreden nachher drucken. Einige Beispiele aus Michelfeld, Reichenbach und Weißenohe sind erhalten.
Doch auch die Zisterzienser (in Walderbach und Waldsassen) gehörten zur benediktinischen Ordensfamilie. In der Waldsassener Basilika wird dies durch den Benediktus-Altar unterstrichen, der sich in der ersten Seitenkapelle westlich des Südquerhauses befindet. Er korrespondiert mit dem Apostelaltar auf der gegenüberliegenden Seite und nimmt dessen Zwölf-Zahl auf: Die Statue des hl. Benedikt ist von elf Zisterzienserheiligen umgeben, erkennbar an ihrem weißen Habit, abgesehen von dem hl. Benediktiner Robert von Molesme, Gründer von Cîteaux, der über Benedikt steht und wie dieser durch eine dunklere, als benediktinisch zu verstehende Kukulle charakterisiert ist.
In der Hand hält Benedikt das aufgeschlagene Buch seiner Ordensregel. Zu seinen Füßen sitzt der Rabe, welcher der Legende nach das vergiftete Brot forttrug, mit dem man Benedikt töten wollte. Über dem Heiligen schweben zwei Engel. Der rechte trägt den Abtstab als Attribut des Klosterleiters, der linke einen Kelch mit einem Sprung: eine Erinnerung an die Legende über einen weiteren Mordversuch, diesmal mit vergiftetem Wein; doch das Gefäß zerbarst, als der fromme Mann den Wein segnete.
P. Gabriel Lobendanz OCist hat dem Altar eine eigene Schrift mit einer „meditative[n] Hinführung und geistliche[n] Deutung“ gewidmet: „Der Benediktus-Altar in der Basilika von Waldsassen“. Sie steht unter einem Motto aus der „Regula Benedicti“: „Auf daß in allem Gott verherrlicht werde!“ (RB 57,9) – neben „ora et labora“ die benediktinische Devise.
1970 wurde übrigens der Tag des hl. Benedikt als Fest der katholischen Gesamtkirche auf den 11. Juli verlegt.
Oberpfälzische Benedikts-Predigten:
Aus Michelfeld:
Kellermann, Georg Udalrich: LILIUM INTER SPINAS Oder Seegen-reicher Dorn-Busch. ... In einer Ehren-und Lob-Predig an den hoch-feyerlichen Fest des grossen Patriarchen ... BENEDICTI In das Feld deß ... Closters ... Zu Michaelfeldt ... gepflantzt/ und vor einen zahl-reichen Auditorio in Flor gebracht..., Amberg 1721.
Aus Reichenbach:
Aus Weißenohe:
Weitere Literatur:
Lobendanz, Gabriel K.: Der Benediktus-Altar in der Basilika von Waldsassen. Meditative Hinführung und geistliche Deutung, Waldsassen 1998.
Schrott, Georg: Gedruckte Predigten über den hl. Benedikt. Beispiele zwischen Barock und Aufklärung aus bayerischen Abteien, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 117 (2006) 237–283.