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Frohe Ostern!

„Christ ist erstanden!“ Genau diesen Moment gibt das Osterbild in der Stiftsbasilika Waldsassen wieder. Jakob Steinfels, der Freskant, folgt hier den Bildtraditionen, die seit dem Mittelalter in Gebrauch sind, um das Heilsgeheimnis darzustellen. Der Auferstandene entsteigt keinem Höhlengrab, sondern einem Sarkophag, dessen Anmutung an einen Altartisch erinnert und dadurch auf das Sakrament der Eucharistie anspielt. Am Fuß des Grabes sind drei Wächter zu sehen. Einer verschläft das Geschehen, während die anderen, wie Mt 28,4 erzählt, „aus Furcht ... erbebten ... und ... wie tot“ hinstürzen. Ihr Schrecken ist im Bibeltext allerdings vom Erscheinen eines Engels ausgelöst – hier weichen viele Künstler seit jeher von den Evangelien ab, indem sie statt des Engels Christus selbst ins Bild setzen.

Dieser wird von Steinfels – wie in eigener Weise auch von den biblischen Ostererzählungen – als Angehöriger zweier Welten charakterisiert: Seine Wundmale verweisen noch auf das erlittene irdische Leiden, während seine Beine dynamisch, aber weltenthoben durch die Luft auf die Betrachter zuschreiten. Die Rechte hat Christus segnend erhoben, in der Linken hält er die Kreuzfahne.

Durch die Komposition wirkt das Fresko wie eine Verbindung von Wand- und Deckenbild (womöglich ist es auch das Resultat zweier verschiedener Tagwerke des Freskanten  dies legt die ausgeprägte waagerechte Querlinie in der Mitte des Bildes nahe). Konzentriert man sich auf die Zone des Grabes und der Wächter, die im Hintergrund schemenhaft noch die drei Kreuze auf Golgota zeigt, ergibt sich eine, wenn auch tief gelegene, horizontale Betrachterperspektive zu ebener Erde. Blendet man diese Bildzone aus, wirkt der obere Teil eher, als würde man senkrecht in den Himmel schauen, als würde Christus von dort herabsteigen und wäre nicht eben auferstanden. Das kann als Anspielung auf die Parusie gedacht sein, die unten, in der kirchlichen Liturgie, ja immer wieder vorweggenommen wird.

Das Bild wird auch vielen regelmäßigen Kirchgängern noch nicht aufgefallen sein. Dafür, dass es sich bei der Auferstehung Jesu um eines der wesentlichsten christlichen Glaubensmysterien handelt, hat es in der Stiftsbasilika einen vergleichsweise marginalen und unscheinbaren Platz. Das liegt daran, dass es Teil des Rosenkranzzyklus ist, mit dem die Deckenzone des Langhauses gestaltet ist. In den drei Jochen wird von West nach Ost der Freudenreiche, der Schmerzhafte und der Glorreiche Rosenkranz illustriert. Das große zentrale Mittelbild ist dabei jeweils das letzte Geheimnis, im Falle des Glorreichen Rosenkranzes also die Marienkrönung im Himmel. Ihr zugeordnet sind wesentlich kleinere Medaillons, die die Auferstehung Jesu, seine Himmelfahrt, die Pfingstgeschichte und die Aufnahme Marias in den Himmel zeigen. Um 1700 hielt man diese Gewichtung noch nicht für dogmatisch bedenklich.

 

Allen Leserinnen und Lesern des Blog „Oberpfälzer Klöster“ ein gesegnetes Osterfest!

 

Literaturempfehlung:

Zur Auferstehung Jesu in der Kunst:

Stock, Alex: Poetische Dogmatik. Christologie. 3. Leib und Leben, Paderborn u. a. 1998, v. a. 233ff.

Zur künstlerischen Gestaltung der Waldsassener Basilika:

Altmann, Lothar: Die Stiftsbasilika Waldsassen, in: Pfister, Peter (Hg.): Die Zisterzienserinnen in Waldsassen. „Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft“, Regensburg 2020, 207–237.

Drost, Ludger: Basilika Waldsassen. Stadtpfarrkirche und Basilica minor Mariä Himmelfahrt und Johannes Evangelist, Passau 2020.

Hubel, Achim: Der Kirchenraum als künstlerischer und theologischer Kosmos, in: Stiftsbasilika Waldsassen. Raumgestaltung – Bewahrung – Instandsetzung, Regensburg 2017, 39–55.

Klemm, David: Ausstattungsprogramme in Zisterzienserkirchen Süddeutschlands und Österreichs von 1620 bis 1720 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXVIII, Kunstgeschichte, Bd. 293) Frankfurt/M. u. a. 1997.

Leutheusser, Sabine: Die barocken Ausstattungsprogramme der ehemaligen Zisterzienser-Abteikirchen Waldsassen, Fürstenfeld und Raitenhaslach (tuduv-Studien: Reihe Kunstgeschichte 61) München 1993.

 

Abbildungen: Ferdinand Sperber, Waldsassen.

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