„Fockenfel das erste Stifftungs-Ort zur Clösterlichen Unterhaltung, mit wie fürtrefflichen Angesicht schauet es die Lufft an? mit wie sinnreicher Erfindung, kluger Austheilung, schönster Ordnung, weisister Veranstaltung ziehet, ergötzet, vergnüget es die Augen deren Ansehenden?“ Dieses Lob ist in der Leichenpredigt des Bauherrn von Schloss Fockenfeld zu finden, des Waldsassener Abtes Alexander Vogel (reg. 1744–56).
Fockenfeld im Mittelalter
Seit 1268, als Fockenfeld erstmals urkundlich nachweisbar ist, besaß das Kloster Waldsassen dort Zehntrechte. Nach einigem besitzgeschichtlichen Hin und Her ist belegt, dass der Tirschenreuther Richter Hans Schirntinger im Jahr 1362 dem Kloster Waldsassen seinen „Hof zu Vockenuell, mit sampt dem Teiche der dar umb get, vnd alle die Ecker, Wismat, und holtzer, die dar zu gehörn“, verkaufte – so die Urkunde im Staatsarchiv Amberg. Für einige Jahrzehnte fungierte das Gut dann auch als Sitz eines Richteramtes.
Fockenfeld im 18. Jahrhundert
Nach Reformation und Restitution hatte die Abtei Waldsassen das Gut zurückbekommen. Der Klosterbaumeister Fr. Philipp Muttone gestaltete es dann ab etwa 1750 zu einem Sommerschlösschen aus. Mader beschreibt das Ensemble folgendermaßen: „Um einen rechteckigen Innenhof gliedert sich der vierflügelige, geschlossene Gebäudekomplex. Im Nord-, West- und Südflügel Ökonomieräume. Der Ostflügel bildet das Wohngebäude. Langgestreckte, sehr stattliche Front in zwei Geschossen, überragt von dem dreigeschossigen Mittelpavillon. Dieser wie die Eckrisalite durch Pilaster belebt. im Mittelbau Portal, flankiert von je zwei gekuppelten Säulen, darüber gebrochener Giebel. Dreischiffiges Vestibül mit vier Mittelpfeilern. Eine Doppelstiege führt zum Obergeschoß.“ Muttone versäumte nicht, seine typische „architektonische Signatur“ einzubauen: die in die Gebäudeecken gestellten Dreiviertelsäulen. Der böhmische Maler Elias Dollhopf freskierte die Decke des zweistöckigen Festsaals 1768 mit einer Darstellung des Letzten Abendmahls, die aber später durch einen Brand im Jahr 1870 vernichtet wurde, ebenso wie die ursprüngliche Dachform. Die drei Ökonomieflügel sowie die Hauskapelle in der Südostecke des Gebäudes gingen durch nachträgliche Umbauten ebenfalls verloren.
Über einen Besuch des Oseker Abtes in Waldsassen am 17. Juni 1765 berichtet dessen Sekretär und Begleiter: „Das Mittagessen nahmen wir auswärts ein, und zwar in der Grangie Vockenfeld, wo gerade die Hälfte des Konventes in der Mailässe war.“ Die Notiz, so kurz sie ist, verrät einiges über die Nutzung des Schlosses: Wie viele seiner oberdeutschen Amtskollegen bewirtete auch der Waldsassener Prälat Wigand Deltsch seine Gäste gern in seinem Landschloss. Außerdem verbrachten die Mönche dort eine Zeit der Kur und des „Urlaubs“: „Mailässe“ ist die Bezeichnung für den Aderlass im Frühjahr.
Ein Reisebericht aus dem Jahr 1787 bestätigt die aus dem Mittelalter bezeugte Lage im Wasser: „Links an derselben [Chaussee] liegt ein schönes Lustschloß des Prälaten, Vockenfeld mit einer Meierey, und einem großen Weiher, auf dessen Damm das grosse Gebäude stehet und in dem spiegelnden Wasser zu schwimmen scheint.“
Eine Wiederherstellung dieses Zustands würde den Barockbau enorm aufwerten. Anders als im Fall des Tirschenreuther Fischhofs ist dies aber nicht mehr möglich, da das Schloss mittlerweile in ein größeres Ensemble von Anbauten integriert ist. Zumindest eine virtuelle Rekonstruktion durch ein Designstudio wäre eine reizvolle Aufgabe.
Salesianerkloster und Spätberufenenseminar
Nach der Säkularisation wechselte das Gut mehrfach den Besitzer. 1951 erwarb das Eichstätter Salesianum den Komplex und die Ländereien, vermittelt durch Therese Neumann von Konnersreuth. Die Patres richteten ein Spätberufenenseminar ein, das von 1955 bis 2020 bestand. Entsprechend den Bedürfnissen der Institution entstand allmählich das heutige Gebäudekonglomerat, unter Missachtung der streng axialen Komposition des Schlosses. Den Zustand davor zeigt die nebenstehende Ansichtskarte. Die 1968 geweihte Hauskapelle ist eines der wenigen Beispiele nachkonziliarer Kirchenarchitektur in der Region.
Erwerb durch vier Stiftländer Kommunen
Schon seit 2011, als der Rückgang der Schüler immer deutlicher wurde, stellte sich die Frage einer künftigen Nutzung und erst recht mit der Schließung des Gymnasiums im Sommer 2020. Am 31. März 2021 wurde nun in der Presse bekanntgegeben, dass das Kloster samt seiner landwirtschaftlichen Flächen von rund 100 ha verkauft worden sei. Neue Besitzer sind die umgebenden Gemeinden Mitterteich, Waldsassen, Konnersreuth und Wiesau. Drei Patres werden weiterhin in Fockenfeld leben und als Seelsorger in der Umgebung wirken.
Auch wenn sich die vier Kommunen nur als Zwischenbesitzer und Vermittler betrachten, so ist der Ankauf doch ein sinnvolles Steuerungsinstrument, damit das Objekt „nicht in falsche Hände geraten“ kann, etwa an Investoren, die nur an einer landwirtschaftlichen Nutzung interessiert seien „und das Schloss verfallen lassen würden“, so der Waldsassener Bürgermeister Bernd Sommer. Man rechnet mit einigen Jahren, bis ein Käufer mit einem akzeptablen Nutzungskonzept ausfindig gemacht werden kann.
Lit.:
Dietrich, Adolf: Reise nach Cîteaux zum Generalkapitel i. J. 1765, in: Cistercienser-Chronik 27 (1915) 161–171 / 198–203 / 221–229 / 290–293 u. 28 (1916) 9–17 / 39–45 / 65–70 / 79–85 / 111–117, hier: Jg. 28 (1916) 69.
Hösl, Werner: Leben in alten Häusern. Östlicher Landkreis Tirschenreuth, Tirschenreuth 2015, 147–161.
Knipping, Detlef/Raßhofer, Gabriele: Landkreis Tirschenreuth. Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Denkmäler (Denkmäler in Bayern III.45) München 2000, 138.
Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz & Regensburg XIV. Bezirksamt Tirschenreuth (Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Regierungsbezirk Oberpfalz und Regensburg XIV) o. O. 1908 (Nachdruck München – Wien 1982), 29f.
Müller Josef/Schacherl, Karl: Seminarkirche in Fockenfeld bei Konnersreuth/Opf., Konnersreuth 1989.
Treml Robert, Aus der Geschichte des Gutes Fockenfeld, in: Oberpfälzer Heimat 34 (1990) 37–53.
[Zrenner, Paul:] Vier Kommunen kaufen Gut Fockenfeld, in: Der neue Tag, 1./2.4.2021, 11.
Luftbild: Oberpfalz Luftbild.
Alle anderen Abbildungen: Georg Schrott.