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Eine Predigt zum Speinsharter Norbertsfest im Jahr 1742

Fortsetzung der Reihe anlässlich des Speinsharter Klosterjubiläums

Der hl. Norbert empfängt von Maria den Habit und von Augustinus die Regel – Fresko im Langhaus der Speinsharter Stiftskirche.
Der hl. Norbert empfängt von Maria den Habit und von Augustinus die Regel – Fresko im Langhaus der Speinsharter Stiftskirche.

„Der herrlichiste PRÆMONSTRATENSER-ORDEN“ – Speinshart feiert das Norbertsfest

In den Abteien der Barockzeit war es üblich, den Tag des Ordensheiligen mit einem gewissen Gepränge zu feiern. Im Refektorium wurde besonderes Essen serviert und es kamen auswärtige Gäste, die der Prälat standesgemäß bewirtete. Dem Fest war eine eigene Liturgie zugeordnet, zu deren Ablauf eine einstündige Festpredigt gehörte, die morgens vor dem Hochamt vorgetragen wurde. Immer wieder wurden solche Predigten auch gedruckt. Aus Speinshart ist ein einzelnes Beispiel vom 6. Juni 1742 erhalten. Es stammt von dem Wiesauer Dorfpfarrer und Doktor der Theologie Johann Georg Tröster und wurde in Waldsassen gedruckt unter dem Titel „Der herrlichiste PRÆMONSTRATENSER-ORDEN“. Von der Broschüre lassen sich heute nur noch wenige Exemplare nachweisen. Ein Digitalisat des Exemplars aus dem Egerer Franziskanerkonvent ist online verfügbar.

Trösters Leben

Tröster wurde 1694 oder 1695 in Amberg geboren und erhielt seine Schulbildung bei den dortigen Jesuiten. Zumindest zeitweise studierte er in Salzburg. 1733, als er schon lange als Seelsorger wirkte, hatte er es zum Lizenziaten, 1742 zum Doktor der Theologie gebracht. In der kirchlichen Hierarchie stieg er bis zum Geistlichen Rat und Dekan auf. Seinen Beruf übte er in Pfarreien des Waldsassener Stiftlandes aus, die längste Zeit in Wiesau. Die „Annales Speinshartenses“ erwähnen ihn öfter als Gast des Prälaten bei verschiedenen Feierlichkeiten. Beispielsweise trat er 1749 trat als Opponent in einer solennen Disputation des Hausstudiums auf. Tröster starb am 12. Mai 1770 in Pressath auf einer Dienstreise, die er in seiner Eigenschaft als Dekan durchführte.

Titelseite von Trösters Speinsharter Predigt.
Titelseite von Trösters Speinsharter Predigt.

Trösters Predigt

Tröster vergleicht, wie schon dem Titelblatt zu entnehmen ist, den Prämonstratenserorden mit dem Himmlischen Jerusalem aus der Johannes-Apokalypse. Norbert von Xanten, der mit dem Kloster Prémontré das Fundament legte, habe das geistliche Bauwerk „durch 13. Jünger, als lebendige Stein, zu verweiteren sich beflissen“. Bald habe sich der Orden mit 1332 Klöstern in der gesamten christlichen Welt ausgebreitet, alles lebendige Steine „eines ewigen Gebäus“. In typisch barocker Manier, dabei in einem recht holprigen Stil, aber mit mancherlei scharfsinnigen gedanklichen Wendungen zeigt Tröster, dass Norbert dieses Gebäude „vest“ und „sicher ... wider die Wind“ errichtete, dabei „das schädliche Liecht“ ausschloss (darunter versteht er beispielsweise „zeitliche Begierden der Ergötzlichkeiten“) und „die schädliche Zugang der Gewässer“ (das sind „die Wollüsten des Fleisches“). Er habe gebaut „zu Ertragung alles Lasts“„mit Stärck“ und „standhafft“ und „auf heilige Berg“, damit meint Tröster die „heiligen Beobachtungen der Ordens-Reglen“ und die „strengen Lebens-Manieren der Heiligen Oberen“.

Der letzte Teil handelt von der „Glory“ des Prämonstratenserordens. Hier wendet sich der Prediger schließlich direkt an den Speinsharter Abt Dominicus von Lieblein: „Gleichfals, O Herrlich-Regierender DOMINICE, Gnädiger Herr! wird deine Glory deines mächtig- als prächtigen Stüffts wegen Eurer heiligen Vollkommenheiten außgehen in die gantze Welt.“ Tröster schließt, indem er sich und seine Zuhörer „bey diesen gefährlichen Zeiten“ dem Schutz des hl. Norbert anvertraut – es ist die Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges, unter dem auch die Obere Pfalz zu leiden hatte. „Billich, und schuldig seynd wir, daß wir NORBERTUM ehren auf der Erden, der also hoch geachtet wird in dem Himmel. Zu diesem Wunsch sprecht ihr und ich das Amen, es geschehe.“

Trösters Predigt:

Tröster, Johann Georg: Der Herrlichiste PRÆMONSTRATENSER-ORDEN Ist, Die von dem Heiligen Patriarchen NORBERTO Vest/ Heilig/ und Glorreich erbaute Geistliche Stadt Jerusalem. Vorgetragen An dem Fest des Heiligen Patriarchen NORBERTI: In Der ... Closter-Kirch Spainshardt..., Waldsassen 1742.

Weitere Literatur:

Annales SpeinshartensesDie Jahrbücher der Prämonstratenserabtei Speinshart 1661–1770 (Hg. Ulrich G. Leinsle) (Speinshartensia. Beiträge zur Geschichte des Prämonstratenserklosters Speinshart Bd. 3) Pressath 2016 (Register).

Schrott, Georg: Johann Georg Tröster – ein Stiftländer Dorfpfarrer im 18. Jahrhundert, in: Stiftland – Steinwald: Beiträge zur regionalen Kulturgeschichte. Festschrift Das Kulturfest der Oberpfälzer – 42. Bayerischer Nordgautag 4. bis 8. Juli 2018 in Wiesau im Landkreis Tirschenreuth. Stiftland – Steinwald genießen – erleben, Regensburg 2018, 170–177.

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