Nicht nur in ihrer klösterlichen Lebensweise, sondern auch in ihrer Verbreitungsstruktur unterschieden sich die Mendikanten erheblich von den „Alten Orden“ der Benediktiner, Zisterzienser und Chorherren. In der Neuzeit unterhielten sie üblicherweise keine großen Konvente, sondern kleine und kleinste Gemeinschaften. Ihre barocken Bauten blieben oft unscheinbar und fallen, wenn sie erhalten sind, in den Stadtbildern manchmal kaum auf. Auch deswegen wird man die Kapuziner zu den heute „übersehenen“ Ordensgeistlichen der Oberpfälzer Klostergeschichte rechnen müssen.
Die Beschäftigung mit dem in der Wallonie wirkenden P. Leopold von Tirschenreuth gab Anlass zur folgenden provisorischen Zusammenstellung von kapuzinischen Stätten in der Oberpfalz.
Kapuzinische Stätten in der Oberpfalz
Deren territoriale Vorgeschichte hatte zur Folge, dass relativ viele kleine Niederlassungen gegründet wurden. Die wenigsten gab es allerdings in der Oberen Pfalz, wo die Klöster der Alten Orden nach ihrer Restitution in vielen Orten Pfarrrechte hatten – wohl ein Grund für eine geringere Präsenz anderer Orden. Greifbar sind hier nur die Kapuziner in Neumarkt (seit 1620).
Das erste Kapuzinerkloster auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz wurde auf kaiserliche Initiative 1613 in der protestantischen Reichsstadt Regensburg eingerichtet, wo es dem konfessionellen Ausgleich dienen sollte. Nach dem Ende der Dalberg-Ära wurde es 1810 wie alle anderen Klöster durch das Königreich Bayern säkularisiert. 1916 kehrte der Orden in die Stadt zurück und unterhielt bis zum Jahr 1991 das Kloster St. Fidelis.
In sulzbachischen, also gemischtkonfessionellen Orten übernahmen Kapuzinerpatres mehrfach die katholische Pfarrseelsorge (in Sulzbach selbst, in Parkstein, Weiden und Vohenstrauß).
Die pfalzneuburgischen Städte Burglengenfeld und Schwandorf waren seit 1617 wieder katholisch und boten so ein Betätigungsfeld für den Bettelorden. „Von Schwandorf aus ... wurden auch die Missionsposten in Weiden, Vohenstrauß, Parkstein und Neustadt WN besetzt“, berichtet beispielsweise die Regensburger Bistumsmatrikel von 1916 (S. 619). Die Brüder waren also über die territorialen Grenzen hinweg aktiv.
Die vormals lutherische Herrschaft Sulzbürg-Pyrbaum kam 1740 zu Bayern – hier trugen die Kapuziner zur Rekatholisierung bei.
Neustadt a. d. Waldnaab war Hauptort der katholischen Grafschaft Störnstein und ab 1709 kapuzinischer Wirkungsort.
Vilseck gehörte damals zum Hochstift Bamberg und verfügte ab 1625 ebenfalls über einen kapuzinischen Missionsposten.
P. Dominikus Schuberth von Tirschenreuth
Neben Leopold von Tirschenreuth gibt es einen weiteren Kapuziner, der aus diesem Ort stammte und im Orden einige Wirksamkeit entfaltete: Dominikus Schuberth wurde hier 1832 als Lehrerssohn geboren und trat 1850 in den Altöttinger Konvent ein. 1755 empfing er die Priesterweihe und „ward fortan bis an sein Lebensende eine der interessantesten Erscheinungen der Provinz“ (Eberl, S. 666). Er wirkte als Lektor der Philosophie und Theologie, Prediger und Autor, starb aber schon 1887 als Wallfahrtskustos in Altötting. Von ihm stammen die „Minnelieder eines Klosterbruders“ (Schaffhausen 1857) und ein „Täglicher Ehrenpreis der Mutter Gottes“ (Augsburg 1887).
Auswahlbibliographie:
Scheglmann, Alfons Maria: Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern. Bd. 2. Die Säkularisation in Kurpfalzbayern während des Jahres 1802, Regensburg 1904.
Eberl, Angelikus: Geschichte der Bayrischen Kapuziner-Ordensprovinz, Freiburg/Br. 1902 (über Dominikus Schuberth: 666ff.).
Präger, Frank: Kapuziner in Neumarkt. Von der Rekatholisierung bis zur Säkularisierung (1627–1802), in: Appl, Tobias/Knedlik, Manfred (Hgg.): Oberpfälzer Klosterlandschaft. Die Klöster, Stifte und Kollegien der Oberen Pfalz (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz 2) Regensburg 2016, 286–290.
Kirchinger, Roman: Gebet und Gewalt in der Öffentlichkeit. Konfessionsbedingte Raumwahrnehmungen im Konflikt zwischen Kapuzinern und Protestanten in Sulzbürg und Pyrbaum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: ebd., 290–323.
Links:
Homepage der Deutschen Kapuzinerprovinz.
Wikiwand-Liste der Kapuzinerklöster (unvollständig).
Portal „Klöster in Bayern“ des Hauses der Bayerischen Geschichte (unvollständig).
Bild:
Eberl, Geschichte der Bayrischen Kapuziner-Ordensprovinz, 669.