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Zur Auswertung von Religiosen-Katalogen

Durch die Erforschung von Konventskatalogen können aufschlussreiche Erkenntnisse gewonnen werden, die auch über das rein Statistische hinausgehen. Für das frühneuzeitliche Männerkloster wurde ein solcher Versuch bereits unternommen. Eine systematische Auswertung von Konventslisten des 1863 gegründeten Frauenklosters fehlt aber noch. Zumindest eine Aufstellung aus dem Jahr 1898, veröffentlicht anlässlich des Ordensjubiläums, liegt als Digitalisat vor. Hier einige Anmerkungen zu exemplarischen Aspekten.

Demographie

An den Katalogen ist der erstaunliche Zuwachs ablesbar, den der Waldsassener Frauenkonvent nach seiner Gründung 1863 erfuhr. Im Jahr 1898 lebten im Kloster 60 „Moniales“ und 36 „Conversae“. Im Noviziat befanden sich sechs Anwärterinnen auf den Stand der Chorfrau und eine zukünftige Laienschwester. Das sind also 103 Schwestern. Einen größeren Konvent besaß zu diesem Zeitpunkt nur die Männerabtei Zirc mit 138 Mönchen. Im Mutterkloster Seligenthal gab es „nur“ 88 Nonnen. Im Jahr 1911 lebten im Kloster Waldsassen 60 Chorschwestern (nebst drei Novizinnen) und nun bereits 46 Laienschwestern (mit ebenfalls drei Novizinnen).

Wie damals allgemein üblich, war das Alter bei der Profess im Durchschnitt wesentlich niedriger als heutzutage. Es lag 1898 im gesamten Konvent insgesamt bei etwa 25,6 Jahren. Laienschwestern waren im Schnitt gut ein Jahr älter als Chorfrauen, wenn sie die Gelübde ablegten. Nur sehr wenige Nonnen waren bei ihrem Eintritt älter als 30 Jahre.

Da jeweils auch der Herkunftsort der Frauen angegeben ist, lässt sich aus den Katalogen der Einzugs- und Einflussbereich des Klosters ablesen. Ein knappes Zehntel stammte aus dem Bezirksamt Tirschenreuth, einige weitere aus Böhmen, zwei aus dem württembergischen Niederstotzingen, zwei weitere aber auch aus Irland.

Ordensnamen

Neben der Demographie bilden sich in den Catalogi noch andere Aspekte des Klosterlebens ab. Bereits ein flüchtiger Blick auf die Namen der Schwestern lässt zum Teil skurril wirkende Bildungen erkennen: Evangelista, Fridolina, Nepomucena, Pantaleona und Theobalda sind nur einige wenige Beispiele von vielen, bei denen männliche Heilige als Patrone fungierten. Diese überwogen insgesamt deutlich. Das mag verwundern angesichts der zahlreichen weiblichen Heiligen, die die Kirchengeschichte hervorgebracht hat, und nötigt zur Frage nach den Motiven.

Eine Erklärung besteht darin, dass hier eine Tradition weitergeführt wurde, die schon in der barocken Abtei zu beobachten war: Die Angehörigen des Konvents fungierten mit ihrer Namensgebung als Repräsentanten bzw. Repräsentantinnen. So erinnerten die Schwestern Anselma, Benedicta, Maura und Placida an bedeutende benediktinische Heilige, Aelreda, Bernarda, Stephana und Tescelina an solche des Zisterzienserordens. Durch Frauen wie Augustina, Dominica, Ignatia und Salesia waren Gründer und Patrone anderer Orden vertreten. Aber auch die Erzengel wurden durch die Schwestern Gabriela, Michaela und Raphaela verkörpert, wichtige bayerische Patrone mit den Frauen Emmerama und Bennonia. Deutlich erkennbar ist, dass auch Wert auf die „Anwesenheit“ der Waldsassener Seligen gelegt wurde: Es gab je eine Schwester Gervica, Wiganda, Hermanna und Friderica.

Es zeigt sich: Die Vergabe der Ordensnamen wurde im Konvent um 1900 programmatisch gesteuert. Eine vollständige diachrone Auswertung des Phänomens könnte auch in diesem Punkt weitere Einblicke in die Geistigkeit des Klosters Waldsassen und ihre Entwicklung gewähren.

 

Quellen:

Catalogus personarum religiosarum sacri et exemti ordinis Cisterciensis anno a fundatione Cistercii saeculari octavo deo militantium. Ex decreto capituli-generalis die XXIV Junii MDCCCL XXXXVII in monasterio Altovadensi celebrati, Wien 1898, 341–353.

Catalogus Personarum Religiosarum S. Ordinis Cisterciensis (Hg. Kloster Stams) Rom 1911, 241–251.

Zur Methodik:

Schrott, Georg: Der „CATALOGUS RELIGIOSORUM Waldsassensium a RESTITUTIONE Monasterii 1669“, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 29 (1995) 215–258.

Zu den Ordensnamen:

Sztubitz, Tarcisius: Der Ordensname. Theologie, Entwicklung und Besonderheiten der klösterlichen Namensänderung insbesondere in Österreich und Süddeutschland, in: Analecta Cisterciensia 67 (2017) 109–211.

Zum Waldsassener Frauenkonvent:

Pfister, Peter: Der Konvent der Zisterzienserinnenabtei Waldsassen 1864–1960, in: ders (Hg.): Die Zisterzienserinnen in Waldsassen. „Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft“, Regensburg 2020, 293–321.

Abb.:

Ansichtskarte, wohl frühe 1920er Jahre.

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