Im Dezember 1863 besuchte Priorin M. Cäcilia Schmid von Seligenthal zusammen mit einer Mitschwester und dem Landshuter Pfarrprovisor und Klosterbeichtvater Michael Lorenz Waldsassen, um zu prüfen, ob sich hier eine Filiale eröffnen lasse. 1864 wurden Teile der ehemaligen Klosteranlage – zuletzt als Kattun-Färberei genutzt – gekauft, und vier Schwestern zogen in das Haus ein. Als Beichtvater (bis 1901) und Administrator (bis 1884) fungierte Michael Lorenz.
Er wurde 1828 in Straubing in eine Schusterfamilie geboren. Nach der Schule erlernte er zunächst den Beruf seines Vaters, suchte dann aber um den Besuch des Gymnasiums nach, studierte nach dessen Abschluss Theologie und empfing 1855 die Priesterweihe. Nach verschiedenen anderen Seelsorgestellen wurde er 1860 Provisor der Landshuter Stadtpfarrei St. Nikola und im selben Jahr Beichtvater in Seligenthal.
In Waldsassen wirkte er nicht nur als Priester. Er nahm immer wieder Zukäufe von Grundstücken für das Kloster vor, gründete einen Ortsverein des Christlichen Bauernvereins und wurde 1876 zum „Landrat“ gewählt (eine ungefähre Entsprechung zu einem heutigen Bezirkstags-Abgeordneten).
1884 war die von Lorenz mitverantwortete Schuldenlast des Klosters so groß geworden, dass ihn eine bischöfliche Kommission seines Amtes als Administrator enthob. Konventbeichtvater blieb er aber bis zu seinem Tod. Michael Lorenz starb am 30.10.1901, heute vor 120 Jahren.
Lit.:
Treml Robert, Beichtvater Michael Lorenz – ein Lebensbild zu seinem 100. Todestag, in: Pearl Harbour, Pech und Löwenkopf. Beiträge zur Geschichte unserer Heimat. Zwischen Fichtelgebirge und Böhmerwald (Landkreis-Schriftenreihe Bd. 13) Pressath 2001, 187–204.
Weber, Camilla: Die Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Waldsassen seit der Gründung im Jahr 1864, in: Pfister, Peter (Hg.): Die Zisterzienserinnen in Waldsassen. „Die auf den Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft“, Regensburg 2020, 129–149.