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„Sapientiae sedes“ – Die Amberger Jesuitenbibliothek aus der Sicht des Künstlers Rolf Escher

Rolf Escher: Provinzialbibliothek in Amberg, Portal zum Bibliothekssaal, 1999, Bleistiftzeichnung auf Bütten, 44,5 x 31,5 cm.
Rolf Escher: Provinzialbibliothek in Amberg, Portal zum Bibliothekssaal, 1999, Bleistiftzeichnung auf Bütten, 44,5 x 31,5 cm.

Für bibliophile Kunstfreunde ist das Werk des Künstlers Rolf Escher ein Muss. Über etliche Jahre hinweg schuf er den Grafik-Zyklus der „Bücherzeiten“. Dazu begab er sich in zahlreiche Bibliotheken von Dublin bis Kremsmünster, von Görlitz bis Coimbra. Neben vielen anderen Blättern wurden dann in den Jahren 2000 bis 2003 auch mehrere der in der Oberpfalz „gezeichneten Entdeckungen“ bundesweit in der Wanderausstellung „Bücherzeiten“ gezeigt und in einem Katalogband veröffentlicht.  Unter ihnen befand sich die hier wiedergegebene Bleistiftzeichnung, die 1999 in der Provinzialbibliothek Amberg entstanden ist.

Escher wurde 1936 in Hagen geboren. Er studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie und an der Universität Köln. Von 1964 bis 1976 arbeitete er im Schuldienst, danach wurde er als Professor für Zeichnen in den Fachbereich Design an der Fachhochschule Münster berufen. Zahlreiche Ausstellungen und Preise bezeugen seine internationale Anerkennung. Er lebt in Essen und Berlin und ist nach wie vor künstlerisch höchst aktiv.

Wer von alten Bibliotheken fasziniert ist und vielleicht sogar zu dem nicht kleinen Kreis heutiger Bibliotheksreisender gehört, erlebt eine doppelte Faszination, wenn er sich in die Grafiken der „Bücherzeiten“ vertieft. In ihnen stößt er auf zahlreiche „alte Bekannte“. Und er begegnet ihnen in der künstlerischen Spiegelung, hervorgebracht durch Zeichenstift und Lithostein. Aus jedem Blatt wird deutlich, dass Eschers mimetische Fähigkeiten nicht nur das Visuelle, sondern auch das Atmosphärische umfassen. Meisterhaft bildet er die Bibliotheksarchitektur und -dekoration ab und vermittelt zugleich ihre Aura.

„Mit seinen ‚Bücherzeiten‘ zeichnet er die Bestandsaufnahme all dessen, was dem Internetsurfer und User als endgültig überwundene Kulturstufe erscheinen muss – der Kosmos der Bibliotheken als Formation einer medialen Gegenwelt“, kommentiert Stefan Lüddemann (S. 28), und: „Bibliotheken werden auf Eschers Blättern als gebaute Wertschätzung ihrer Inhalte überraschend neu sichtbar“, während doch bei den meisten Menschen die alten Bücher und Büchersäle in Vergessenheit geraten (29).

Birte Timmermann schrieb bei anderer Gelegenheit über Eschers Bilder: „Finden sich auch nur selten Menschen in seinen Zeichnungen, so handelt es sich jedoch stets um ‚Menschenräume‘ – geschichtenbeladene Orte einer vergangenen Zeit, in der der Mensch seine Spuren hinterlassen hat.“ (S. 5)

 

Prof. Escher war so freundlich, Bilddateien zur Veröffentlichung im Oberpfälzer Kloster-Blog zur Verfügung zu stellen. Dafür sei ihm herzlich gedankt. Etliche Grafiken, die in der Waldsassener Stiftsbibliothek entstanden, werden hier demnächst vorgestellt.

 

Lit.:

Escher, Rolf: Bücherzeiten. Gezeichnete Entdeckungen. Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafik, Bönen 22001.

Lüddemann, Stefan: Die wiedergefundene Kultur. Rolf Eschers Bildkunst als Gedächtnisprojekt, in: Escher, Rolf: Lebenslinien (Hg. Thomas Hengstenberg) Dortmund 2016, 23–31.

Timmermann, Birte: Vom Bewahren des Schönen. Der Zeichner Rolf Escher in der Staatsbibliothek zu Berlin, in: Bibliotheksmagazin 3/2007, 5–8.

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