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Stereoskopbilder mit Waldsassener Motiven

Nur zehn Jahre, nachdem Louis Daguerre (1787–1851) seine neue Erfindung, die „Daguerrotypie“, erstmals in der Öffentlichkeit vorgeführt hatte, präsentierte im Jahr 1849 der Schotte David Brewster (1781–1868) der Welt die erste Stereokamera mit zwei Objektiven. Auch in den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die stereoskopische Fotografie, oft nur leicht zeitverzögert, fast parallel zur monoskopischen, teilte mit ihr schließlich den Übergang zum bewegten Bild und ist heute wohl vor allem durch die 3D-Filme im Kino, durch 3D-Fernseher und durch Virtual Reality-Brillen bekannt. Aber es gibt nach wie vor auch eine lebendige Szene von 3D-Fotografen und Angebote für entsprechende technische Ausrüstungen.

Im Falle klassischer Stereo-Fotografie ist es wichtig, dass die Aufnahme mittels zweier Objektive erzeugt wird, deren Distanz zueinander dem durchschnittlichen menschlichen Augenabstand entspricht. Für die Betrachtung braucht man dann ein wie auch immer geartetes „Stereoskop“ als weiteres optisches Hilfsmittel. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den View Master, in den man kreisförmige Pappscheiben einsetzte, welche kleine paarige Farbdias enthielten.

„Raumbilder“ von Waldsassen 

Stereoskopie liegt als Bildmedium natürlich dort nahe, wo es um die Vermittlung von Räumlichkeit geht, beispielsweise in der Architekturfotografie. So entstand die Stereo-Bilder-Kassette „Kostbarkeiten des Barock“, herausgegeben offenbar in zwei Auflagen etwa in den Jahren 1938 und 1949 vom Raumbild Verlag des Otto Schönstein in Oberaudorf. Er hielt übrigens mehrere Patente für „Betrachtungsgeräte für stereoskopische Bilder“, die einem Teil seiner Bildkassetten auch beilagen. Der Fotograf der bis 1938 angefertigten Bilderserie war Hermann Schoepf (geb. 1888 in Wunsiedel, gest. 1979 in München), der die Fotos laut Beschriftung (auf der Foto-Rückseite) auch einzeln von Hand abzog. Zwei Motive nahm Schoepf in Waldsassen auf:

Der Begleittext in der Kassette lautet (mit einer falschen Zuschreibung der Schnitzereien des Chorgestühls):

„In der Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Waldsassen zeigt das prachtvolle Chorgestühl des Waldsassener Meisters Stilp 38 kleine Engelchen umgeben von tiefbraunem Akanthus-Schnitzwerk. Hier ist ein Maß von Formenschönheit und Vielgestaltigkeit. das weit über die Grenzen lokal gebundener Kunst hinausgeht. In der Bibliothek, einer einzigartigen Schatzkammer[,] sind Schnitzwerk, Stukkatur und Fresken in symbolischer Weise Ausdruck einer Idee für die Lobpreisung des Buches.“

Die Kassette enthält außerdem Stereobilder der Klöster Ettal, Dießen, Ottobeuren, Weltenburg, Rott am Inn, Rottenbuch, Andechs, Weyarn, Aldersbach, der Wallfahrtskirchen in Vierzehnheiligen und auf der Wies sowie der Münchener Theatiner- und Asamkirche und des Passauer Doms.

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