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Neues zum seligen Otto von Riedenburg

Die Mitarbeit am „Dictionary of Cistercian Saints” gab Anlass zu einer näheren Beschäftigung mit dem Walderbacher Mönch Otto von Riedenburg, der bei Emmeram Ritter unter den Seligen des Bistums Regensburg geführt wird.

Vor der Erwähnung in Raders „BAVARIA SANCTA“ ließen sich allerdings keinerlei Quellen finden, die von einem „seligen“ Otto sprechen. Auch danach gibt es im Zisterzienserorden und in Walderbach selbst keine Spuren einer Verehrung. In die verschiedenen Neufassungen der „BAVARIA SANCTA“ wurde Otto dagegen immer wieder aufgenommen.

Seine aszetische Vorbildlichkeit bestand außer in seinem Klostereintritt in einem einzigen Umstand, den schon die spätmittelalterliche Klostergründungsgeschichte von Walderbacher erwähnt. Maximilian Rasslers Übersetzung der „BAVARIA SANCTA“ stellt ihn so dar: „also ware alles was die Welt verblendter Weis hochachtet/ vor Ottonis Augen nichts als Dunst und Eitelkeit; welches auß disem unter andern leicht abzunemmen/ weilen er sein schlechtes Geistliche Kleid/ welches er an aller lieben Heiligen Abend angezogen/ das Jahr nit einmahl außgezogen/ will geschweigen gewaschen/ gesäubert oder verwechslet.“ Seit dem 20. Jahrhundert ist diese Überlieferung wohl aus hygienischen Gründen aus den hagiographischen Texten verschwunden.

Zusammenfassend kann man den „seligen Otto“ wohl als ein Produkt einer gegenreformatorisch motivierten bayerischen Landeshagiographie deuten. Im heutigen Kult ist er bedeutungslos geworden. Das online verfügbare Ökumenische Heiligenlexikon widmet ihm aber immerhin noch einen Eintrag.

Die Untersuchungsergebnisse sind jetzt in einem Beitrag in der Cistercienser Chronik nachzuvollziehen.

 

Lit.:

Rader, Matthäus: BAVARIÆ SANCTÆ VOLUMEN ALTERUM..., München 1624, 252f.

Rassler, Maximilian: Heiliges Bayer-Land ... Bd. 2, Augsburg 1714, 165.

Ritter, Emmeram: Zeugen des Glaubens. Heilige, Selige und Diener Gottes im Bistum Regensburg, Regensburg 1989, 280–284.

Schrott, Georg: Der Walderbacher Mönch Otto von Riedenburg – ein zisterziensischer Seliger?, in: Cistercienser Chronik 128 (2021) 540–553 (einen Download-Link findet man hier).

 

Abb.:

Der sel. Otto von Riedenburg – neugotisches Glasbild, ursprünglich Teil eines Fensters der Kirche St. Johannes Baptist in Riedenburg; Foto: Pfarramt Riedenburg.

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