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„Stiftlandsirtaki“ – Waldsassen und seine Umgebung als Schauplatz eines Kriminalromans

„Sehr, sehr aktuell, der Totentanz, grade wenn man an das

Corona-Virus und den Landkreis Tirschenreuth denkt“ 

 

Im Wald bei der Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit, der Kappl, wird ein Weidener Gynäkologe mittels einer Garrotte getötet. Außer der Tatwaffe findet die SpuSi nur einen Sommersteinpilz... Dies ist (nach einem Vorspiel auf Kreta) der Auftakt zu dem Regionalkrimi „Stiftlandsirtaki“ von Thomas Bäumler. Mehrere weitere Morde folgen, auch sie zunächst ohne hilfreiche Indizien für die Ermittler. Auffällig ist nur, dass die Mehrzahl der Toten familiengeschichtliche Wurzeln in Griechenland hat.

Die klösterlichen Bauten des Waldsassener Stiftlandes sind wichtige Schauplätze des Geschehens (wenn auch ohne inhaltlichen Bezug zur Handlung). Eines der Opfer nimmt sogar den Platz eines Heiligen Leibes in der Waldsassener Basilika ein. Die Stätten, v. a. die Stiftsbasilika, die Klosterwallfahrt Kappl und die Klosterpfarrei Wondreb, werden meist ausführlich charakterisiert samt allerlei historischen Informationen. Der Roman wirkt so fast wie ein Auftragswerk des Tourismuszentrums. Kurz vor Schluss heißt es ausdrücklich: „Es ist unbedingt zu empfehlen, auf den Spuren dieses Romans im Stiftland zu wandeln. Man wird eine Unzahl landschaftlicher und architektonischer Kostbarkeiten entdecken, die nicht zuletzt dem über viele Jahrhunderte währenden Einfluss des Klosters Waldsassen zu verdanken sind.“ Dem Spannungsbogen des Romans tun die kulturgeschichtlichen Passagen nicht gut. Andererseits lassen sich die Episoden über die Kappl, die Heiligen Leiber in Waldsassen, das Sibyllenbad oder die Resl von Konnersreuth als Hommage an die Besonderheiten der Region lesen und können heimatverbundenen Stiftländern eine Freude bereiten.

Die Figuren sind nicht gerade lebensecht gezeichnet. Nach einem Leichenfund geht man, ob groß oder klein, gern erst einmal ein Eis essen. Dafür versteht sich der Autor auf Motivtechnik. Er verklammert die Handlung, die lange Zeit eher lose wirkt, durch häufige Reminiszenzen an den Erzengel Michael und die Allegorie des Totentanzes. Die Subscriptiones der Wondreber Totentanz-Tafeln liefern auch Mottos für eine Reihe von Kapiteln, beispielsweise: „Dieß Leben wehrt nit lang, | gleich wie der Klocken Klang“ oder „Der Tod ist blind und doch geschwind.“ Und unter den Totentanz-Tafeln in Wondreb verflechten sich schließlich die scheinbar losen Handlungsfäden...

 

Lit.:

Bäumler, Thomas: Stiftlandsirtaki, Steina 2021.

Dazu:

Altenstädter Frauenarzt schreibt über Mord und Totschlag in Kappl und Basilika, in: Der neue Tag, 15.10.2021.

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