Was konnten Bewohner der Oberen Pfalz in der Frühen Neuzeit über Japan wissen? Gehörten sie einer religiösen Gemeinschaft an, fanden sie in ihren Konventbibliotheken manche Text- und Bild-Informationen, wie die Ausstellung „Japonia“ in der Provinzialbibliothek Amberg demnächst zeigen wird. Weltliche Personen ohne höhere Schulbildung und ohne Zugang zu einer Bibliothek hatten dagegen nur selten die Gelegenheit, etwas über das ferne Land zu erfahren. In Amberg und auch in Eger konnten sie manchmal die Aufführung eines Japanstückes auf den Bühnen der Jesuitenkollegien besuchen. Ansonsten waren es am ehesten Predigten, in denen Japan Erwähnung finden konnte.
Widerlegte „Bontzen“ und „Götzenpfaffen“
So hielt im Jahr 1687 oder 1688 Georg Xaver Kilian, Pfarrer und Dechant in Hirschau, in der Amberger Jesuitenkirche eine Predigt über Franz Xaver. Darin streifte er gelegentlich auch dessen Wirken in Japan. Er erwähnt beispielsweise, dass der „Orientalische Indianer Apostel“, wie er ihn dem herrschenden Sprachgebrauch entsprechend nennt, „die König der Reich Saxúmæ, Amangucii, und Bungi zu Christo bekehrt“ habe (also die Fürsten von Satsuma, Yamaguchi und Bungo). An einer anderen Stelle erzählt Kilian:
„Den Japonesern noch Heyden predigte Franciscus von CHRIsti bittern Leyden/ und schmählichsten Todt mit einem solchen Affect, Eyfer und Nachdruck, daß sie sich des Weinens nicht enthalten kunten; Halßstärriger waren entgegen die Bontzen/ oder Götzen-Pfaffen/ deren sich auff ein Zeit in die drey Tausend versammleten/ mit Xaverio zu disputiren; Es wurden aber von ihme alle ihre Irrthumb vor dem König dermassen meisterlich widerleget/ daß sie mit Spott abziehen müsten/ so nicht ohne entsetzliches Toben und Wüten/ auch wieder ihren König selbst geschahe: Non poterant resistere sapientiæ, & Spiritui, qui loquebatur. Sie konten der Weißheit nicht widerstehen/ und dem Geist/ der da redet“.
Das Zitat aus der Apostelgeschichte (Apg 6,10) ist im biblischen Original auf den hl. Stephanus bezogen, der in einer Disputation mit verschiedenen Synagogenvertretern obsiegt. So zieht der Prediger eine Parallele zwischen der antiken Urkirche und den Anfängen des Christentums in Japan.
Wie sich die Amberger Zuhörer die „Bontzen/ oder Götzen-Pfaffen“ vorstellten, lässt sich nicht rekonstruieren – vermutlich aber nicht als buddhistische Mönche in charakteristischen Roben und mit rasierten Köpfen, sondern vielleicht in der Manier antiker Gelehrter, ähnlich wie in dem hier abgebildeten Kupferstich.
Quelle:
Kilian, Georg Xaver: GEMINUS COELI ATLAS, SEU BINÆ ECCLESIÆ COLUMNÆ, Das ist: Lob-Predigen von dem H. Patriarchen Ignatio Lojola ... Und Dem wunderthätigen H. Francisco Xaverio ... In dem GOttes-Hauß S. GEORGII ... zu Amberg..., Amberg 1688 (Bayerische Staatsbibliothek München: Res/ 4 Hom. 1901-48,16).
Abbildung:
Hevenesi, Gabriel: VITA S. FRANCISCI XAVERII ... THESIBUS PHILOSOPHICIS DISTINCTA..., Wien 1690, Taf. 29; Provinzialbibliothek Amberg: Vitae 315c(1 (Provenienz: Kloster Reichenbach).