„In Gegenwart des Regensburger Bischofs Albert [= Albertus Magnus] vertragen sich 1260. der Abt Johann [I.] von Waldsassen und das deutsche Haus [also die Deutschordenskommende] in Eger über die Begräbniß des Rüdeger Angels (Engel) und des Heinrich von Künsberg (Königsberg) die beide in Waldsassen seyn wollten, und der Deutschmeister erhält von dem Bischofe die Weisung, seine Parochianen in Wahl ihrer Ruhestätten nicht zu stören.“ Dies berichtet Johann Baptist Brenner in seiner „Geschichte des Klosters und Stiftes Waldsassen“, der ersten gedruckten Waldsassener Klostergeschichte. In einer Fußnote merkt Brenner zum Text der Urkunde an: „Dieser Heinrich von Künsberg [...] war ganz gewiß der Mörder des seligen Hroznata, des Stifters des Klosters Teppel 1186, welcher auf dem noch stehenden hohen Thurme zu Künsberg oder Königsberg eingekerkert [worden] und daselbst am 14ten July 1217. verstorben ist. Diese Vermuthung wird durch die Verhandlung über seine Begräbniß in Gegenwart eines Bischofes und durch die Wahl seines Begräbnißortes – in einem Kloster, um nach damaliger Meinung durch frommes Gebet der Mönche von Sünden befreit zu werden, ganz außer Zweifel gesetzt.“
Brenner gibt den Kenntnisstand von 1837 wieder. Mittlerweile wurden allerdings einige Korrekturen fällig.
Der aktuelle Forschungsstand
1997 wurde Hroznata zum Patron der neuen Diözese Pilsen erhoben. Nachdem 2004 sein Heiligsprechungsprozess eingeleitet worden war, setzte eine rege biografische Forschung ein. Nach deren heutigem Stand ist unbekannt, wer Hroznata auf dem Gewissen hatte. Auch nimmt man an, dass Hroznata nicht in Altkinsberg/Stary Hrozňatov, sondern eher in Hohenberg an der Eger starb.
Selig vor der Seligsprechung
Nicht nur der Waldsassener Historiograph Brenner bezeichnet Hroznata als „Seligen“. Bereits die Abfassung der „Vita fratris Hroznati“ in Tepl/Teplá nach der Mitte des 13. Jahrhunderts zielte auf einen Nachweis seiner Heiligkeit. Als „Beatus“ galt er üblicherweise auch in der frühneuzeitlichen Literatur, beispielsweise bei dem böhmischen Hagiographen Bohuslav Balbin oder in den prämonstratensischen „EPHEMERIDES“ des Roggenburger Abtes Georg Lienhardt. Hroznatas kanonische Seligsprechung erfolgte indes erst vor 125 Jahren, am 16. September 1897.
Ein verschollener Druck aus Waldsassen
Im Waldsassener Bibliothekskatalog von 1724/26 ist folgender Eintrag zu finden: „Hroznata: Töplensischer Rosengarten Leben deß Seel. Martÿr. Hroznata. Waldsassen 1736. libel. in 4to“. Ein erhaltener Band war bisher nicht zu finden. In den Jahren 1734 bis 1759 erschien in der Waldsassener Druckerei eine Reihe von Werken des Tepler Chorherren Hermann Minetti. In diesem Kontext wird auch die Hroznata-Vita an den Drucker Daniel Carl Witz vermittelt worden sein.
Lit.:
Kubín, Petr: Der selige Hroznata von Tepl im Lichte der neueren Forschung, in: Analecta Praemonstratensia 95 (2019) 5–36.
Abb.: