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Untersuchungen zu Oberpfälzer Klöstern und Mönchen in den neuen „Studien und Mitteilungen“

Die Abteien in der Oberen Pfalz und in der heutigen Oberpfalz erfreuen sich nicht unbedingt eines regen und kontinuierlichen Forschungsinteresses. So ist es direkt auffallend (größerenteils aber anlassbedingt), dass in den neu erschienenen „Studien und Miteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige“gleich mehrere Beiträge zu dieser Region zu finden sind.

Die Gruft in Prüfening

Im Frühjahr 2022 führte der „Verein der Freunde des ehemaligen Benediktinerklosters Prüfening“ eine Untersuchung in der bisher unerforschten Gruft unter der Vorhalle der Klosterkirche durch. Es fanden sich die Grablegen zahlreicher Mönche, die dort zwischen den Jahren 1722 und 1784 bestattet wurden. Ein Beitrag von Wilhelm Pfaffel referiert die Ergebnisse.

Zum 250. Todestag von Anselm Desing

Der nächste Artikel unter dem Titel Anselm Desing OSB (1699–1772) zum 250. Todestag. Ein Lebenslauf mit einigen Exkursen“ ist die Druckversion des Vortrags, der Ende Juli in der Provinzialbibliothek Amberg anlässlich des 250. Todestages von Anselm Desing, dem Ensdorfer Universalgelehrten, gehalten wurde. Der biographische Überblick enthält verschiedene vertiefende Abschnitte, beispielsweise über Desings Anteil am schulischen Theaterschaffen, über seine wiedergefundenen Grafikmappen oder über seine Tätigkeit als Privatlehrer für einen jungen Adeligen.

Säkularisationsinventare über Oberpfälzer „Klosterschätze“

In einem dritten Beitrag („Inventarisierte Klosterschätze der Säkularisationszeit. Studien zu Michelfeld und Ensdorf, Speinshart, Waldsassen und Berching in der Oberpfalz“) wertet Wolfgang Wüst Säkularisationsinventare im Hinblick auf ihren Quellenwert für klösterliche Kunstinteressen aus. Im Wechsel von methodischen Reflexionen und Quelleninterpretationen entsteht das Bild einer ordens-, kultur- und kunsthistorisch bedeutsamen Quellengruppe.

Die Studie stellt eine hilfreiche Vorarbeit für die Tagung „ARTES. Kunst und Künste in Oberpfälzer Klöstern“ dar, die im kommenden Jahr in der Provinzialbibliothek Amberg stattfinden wird. Erhoffen lassen sich nun beispielsweise Einzelauswertungen und Editionen derartiger Quellen.

Willibald Schrettinger und Immanuel Kant

Der Weißenoher Benediktiner Willibald Schrettinger ist vor allem durch seine Verdienste um die Königliche Hofbibliothek in München bekannt geworden. In diesem Jahr ist sein 250. Geburtstag, weshalb ihm mehrere Ausstellungen und Forschungsarbeiten gewidmet wurden.

Aus demselben Anlass verfasste Alois Schmid die Untersuchung Der Weißenoher Benediktiner und königliche Hofbibliothekar P. Willibald (Martin) Schrettinger OSB (1772–1851) und Immanuel Kant“. Innerhalb der Kirchengeschichtsschreibung ist es seit Scheglmann üblich, Schrettingers Einstellung und Verhalten negativ zu charakterisieren. Schmid stellt „an die Stelle des Bewertens [...] das Erklären (S. 341) und zeigt, wie die Auseinandersetzung mit den Werken Kants Schrettinger aus dem Kloster hinausführten, das er aufgrund einer letztlich unmündigen Entscheidung aufgesucht hatte, aus dem er sich dann aber mittels rationaler Erkenntnis und deren Umsetzung durch konkretes Handeln herauswand gemäß dem Ideal der „Humanität in Form des Gewinns von Freiheit (S. 349). Ein noch interessanterer Aspekt der Darstellung ist die These, dass sich eine direkte Linie von Kants Wissenschaftstheorie zu Schrettingers Bibliotheksorganisation ziehen lasse.

Oberpfälzer Professoren an der Benediktineruniversität Salzburg

Hinzuweisen ist außerdem auf einen Artikel von Alkuin Schachenmayr mit dem Titel 400 Jahre Salzburger (Benediktiner-) Universität (1622–2022)“. Er flankiert die Festschrift Pluspunkte zum Uni-Jubiläum und gibt einen knappen Überblick über die Geschichte der Institution. Für die Oberpfälzer Klostergeschichte ist der Anhang interessant, ein Verzeichnis der benediktinischen Amtsinhaber der Benediktineruniversität Salzburg (1617–1810)“. Nach Herkunftsklöstern geordnet sind hier die aus dem Orden stammenden Professoren aufgelistet. Dazu gehörten aus Ensdorf P. Anselm Desing und aus Reichenbach P. Florian Flierl und P. Ildephons Holzwarth. Abt Wolfgang Rinswerger, der spätere Abt von Michelfeld, war zur Zeit seiner Professur noch Konventuale von Tegernsee. Aus der heutigen Oberpfalz sind außerdem die Prüfeninger Patres Gregor Dietl, Augustin Kleeberger, Rupert Kornmann und Amand Lieschmann zu erwähnen, sodann P. Johann Baptist Hem(m), P. Joseph Löwenthal, P. Johann Nablass, P. Dionys Reichardt, P. Cölestin Vogl und P. Benedikt Widl aus Sankt Emmeram sowie P. Benedikt Arbuthnot, P. Bernhard Baillie und P. Bernhard Stuart aus der Schottenabtei Sankt Jakob.

 

Bibliographische Hinweise:

Schachenmayr, Alkuin: 400 Jahre Salzburger (Benediktiner-) Universität (1622–2022), in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 133 (2022) 163–200.

Pfaffel, Wilhelm: Die Öffnung der Gruft im Kloster Prüfening. Entdeckungen und Ergebnisse, ebd., 271–292.

Schrott, Georg: Anselm Desing OSB (1699–1772) zum 250. Todestag. Ein Lebenslauf mit einigen Exkursen, ebd., 293–318.

Wüst, Wolfgang: Inventarisierte Klosterschätze der Säkularisationszeit. Studien zu Michelfeld und Ensdorf, Speinshart, Waldsassen und Berching in der Oberpfalz, ebd., 319–338.

Schmid, Alois: Der Weißenoher Benediktiner und königliche Hofbibliothekar P. Willibald (Martin) Schrettinger OSB (1772–1851) und Immanuel Kant, ebd., 339–359.

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