Wer jesuitische Gewohnheiten kennt, aber nicht die Amberger Verhältnisse, wird sich vielleicht wundern, dass die ehemalige Amberger Kollegienkirche St. Georg einen mittelalterlichen Ritterheiligen zum Patron hat. Der Grund liegt darin, dass es sich um die einstige Amberger Pfarrkirche handelt. Ihre Existenz ist ab 1094 durch Quellen belegt, archäologische Funde ließen ein noch höheres Alter erkennen. Während der Reformationszeit wurde sie geschlossen, weil die im 15. Jahrhundert erbaute Martinskirche war nun als pfarrliches Zentrum diente. Im Zuge der Rekatholisierung wurde St. Georg den Jesuiten übergeben, die daneben ihr Kolleg errichteten. Nach der Aufhebung der Gesellschaft Jesu ging sie 1782 an den Malteserorden, nach dessen Abzug wurde sie Garnisons- und Studienkirche. Im Jahr 1923 wurde St. Georg wieder zur Pfarrei erhoben.
Zum hundertjährigen Jubiläum hat die Pfarrei nun als Privatdruck eine Festschrift herausgegeben, die mehrere historische Fachbeiträge enthält. Trotz des Anlasses sind diese nicht nur dem 20. und 21. Jahrhundert gewidmet, sondern auch der Zeit, in der das Gotteshaus als Ordenskirche diente. Vom Hausherrn, Pfarrer Markus Brunner, stammt ein Rückblick auf die Rekatholisierung Ambergs durch die Societas Jesu. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit den Altarbildern des Flamen Caspar de Crayer (1584–1669), die bisher keine ausgiebige kunsthistorische Würdigung erfahren haben. Zumindest auf anderthalb Seiten ist die schulgeschichtliche Rolle des Kollegs in einem Aufsatz über die Vorgänger-Institutionen des Amberger Erasmus-Gymnasiums berücksichtigt. Und schließlich sind in einem Überblick über die Orgeln der Pfarrei St. Georg auch die Instrumente in der Georgskirche und im Kongregationssaal porträtiert.
Die Festschrift kann über das Katholische Pfarramt St. Georg bezogen werden.
Lit.:
Im Fluss der Zeit. Die wechselvolle Geschichte der Amberger Pfarrei St. Georg (Hg. Pfarrei St. Georg Amberg) Amberg 2023.
Darin u. a.:
Brunner, Markus: Amberg wird wieder katholisch gemacht – St. Georg als Zentrum der Rekatholisierung, S. 31–42.
Rimsl, Daniel: Celebris Belga Grejus – de Crayer, der berühmte Belgier. Flämischer Barock in St. Georg, S. 43–54.
Seidl, Peter: Vom Jesuitenkolleg zum Erasmus-Gymnasium – Das EG und seine jahrhundertelange Verbindung zu Kirche und Pfarrei St. Georg, S. 83–92.
Donhauser, Peter K.: Orgeln in der Pfarrei St. Georg, S. 95–104.