· 

„Prädikaturland Oberpfalz“ – auch ein Thema von ordensgeschichtlicher Relevanz

Ein neuer Beiband der „Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg“ hat das „Prädikaturland Oberpfalz“ zum Thema. Er gibt die Referate des Symposiums „Pfarrprädikaturen in der Oberpfalz“ wieder, das am 18. Oktober 2019 im Amberger Kongregationssaal gehalten wurde, ergänzt um weitere nachträgliche Untersuchungen. Auch wenn es überwiegend um Pfarrseelsorge geht, hat der Sammelband doch auch ordensgeschichtliche Relevanz.

Susanne Wanninger gibt einen Überblick über die spätmittelalterlichen Prädikaturstiftungen in der Oberpfalz, beginnend mit Amberg (1369) und endend mit Tirschenreuth (nach 1512) und Berching (1513). Durchweg handelt es sich hierbei um eine städtische Ausprägung der Pastoral. Die Predigerstelle in Tirschenreuth, also einer Waldsassener Klosterpfarrei, wurde von Albrecht von Frankengrün gestiftet, dem Pfleger in Schönficht. Inwieweit sich diese Initiative von weltlicher Seite mit den Interessen der zisterziensischen Herrschaft deckte oder vertrug, ist wohl nicht mehr zu ermitteln.

Dass es in der Oberen Pfalz besonders viele solche Stiftungen gab, dürfte zwei Gründe haben: den Einfluss des nahen Böhmen, wo man noch früher mit der Schaffung von Predigtstellen begann, und das späte Auftreten der Bettelorden in der Region, die ansonsten imstande gewesen wären, die religiösen Bedürfnisse der Bevölkerung durch ihre Kanzelreden zu befriedigen.

Eine umfangreiche Monographie ist Werner Schrüfers Beitrag „Die Pfarrprädikatur zu Amberg. Von ordensgeschichtlicher Relevanz ist der Abschnitt über die Prediger des Jesuitenordens, die der Reihe nach vorgestellt werden. Von 1629 bis 1773 versahen Angehörige der Gesellschaft Jesu das Predigeramt. Unter ihnen waren so namhafte Persönlichkeiten wie Jacob Balde und Johannes Bisselius, die einen festen Platz in der bayerischen Literaturgeschichte gefunden haben. Anerkannte Autoren waren aber beispielsweise auch Wolfgang Rauscher oder Adam Widl.

Georg Schrott versucht sich der „Zisterziensische[n] Pfarrpredigt im Stiftland“ im 17. und 18. Jahrhundert anzunähern – „zisterziensisch“ in dem Sinne, dass sie von den Ordensangehörigen selbst ausgeübt wurde. Dies war in den inkorporierten Pfarreien der Fall, nämlich in Waldsassen selbst sowie in Tirschenreuth und in den Dörfern LeonbergMünchenreuthSchwarzenbach und Wondreb. Zum konkreten Auftreten der Mönche auf den Kanzeln gibt es nur höchst spärliches Quellenmaterial. Besser fassbar ist die „Materialbasis“ der Prediger: Homiletica machten einen erheblichen Teil der Buchbestände in der Stiftsbibliothek aus, ebenso in den heute noch fassbaren separaten Pfarrbibliotheken in Waldsassen und Wondreb.

 

Lit.:

Prädikaturland Oberpfalz. Beiträge zur Predigtgeschichte im Bistum Regensburg (Hg. Werner Schrüfer) (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg. Beiband 29) Regensburg 2023.

Darin:

Wanninger, Susanne: Prädikaturstiftungen in der Oberpfalz – ein historischer Überblick, 19–27.

Schrüfer, Werner: Die Pfarrprädikatur zu Amberg. Ein Beitrag zur Amberger Kirchengeschichte, 29–250.

Schrott, Georg: Zisterziensische Pfarrpredigt im Stiftland – Zum seelsorgerischen Wirken der Mönche von Waldsassen, 287–299.

Kontakt:

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.