Am 29. November 1223, also vor genau 800 Jahren, bestätigte Papst Honorius III. mit der Bulle „Solet annuere“ den Orden des heiligen Franziskus. Ihr Wortlaut umfasst auch die von da an geltende Ordensregel, die deswegen als „Regula bullata“ bezeichnet wird.
Noch vor diesem Zeitpunkt, nämlich im Jahr 1221, trafen erste Minderbrüder in Regensburg ein, wo in der Folge das Kloster St. Salvator entstand. 1228 wurde ein Frauenkonvent gegründet, der 1296 die Regel der Franziskanerinnen annahm.
In die Obere Pfalz kamen die Fratres minores jedoch erst spät. 1452 bewirkte Johannes von Capestrano (1389–1456) den Einzug der Franziskaner in Amberg. Auf dem Möningerberg bei Freystadt wurde 1459 eine Zweigstelle errichtet. Die Reformation beendete diese erste ordensgeschichtliche Phase.
In der Gegenreformation wuchs den Minderbrüdern eine wichtige Rolle zu. Die Franziskaner begannen in Amberg erneut ihr Wirken. Auf dem Mariahilfberg betreuten sie die bedeutende Wallfahrt. Weitere Niederlassungen verschiedener franziskanischer Ordenszweige entstanden in Berching, Cham, Freystadt, Kemnath, Neunburg vorm Wald, Neunkirchen beim Heiligen Blut und Pfreimd. Auch in den damals niederbayerischen Städten Dietfurt und Stadtamhof gab es Franziskanerklöster. Der aus Konnersreuth stammende P. Liberat Weiß (1675–1716), der als Missionar in Äthiopien wirkte, wurde 1988 wegen seines Märtyrertodes seliggesprochen.
Der im 16. Jahrhundert neu entstandene franziskanische Zweig der Kapuziner unterhielt Konvente in Neumarkt und Schwandorf sowie je ein Hospiz in den Märkten Pyrbaum und Sulzbürg. Franz Balthasar Maurer (1727–nach 1795), Sohn einer Tirschenreuther Wollfärber-Familie, hatte als P. Leopold von Tirschenreuth eine bedeutende Position in der wallonischen Provinz der Kapuziner. Die Säkularisation im Jahr 1802 bereitete dem Wirken der Mendikanten in der Oberpfalz ein neuerliches Ende.
In der im 19. Jahrhundert einsetzenden neuen Ordensblüte kam es zu einem weiteren breiten Engagement von franziskanisch lebenden Männern und Frauen. Eine nicht unbedeutende Persönlichkeit unter den bayerischen Kapuzinern war der aus Tirschenreuth stammende P. Dominikus Schuberth (1832–87).
Zahlenmäßig war der weibliche Ordenszweig im 19. und 20. Jahrhundert sicher weitaus bedeutender als der männliche. Zum Wirken der Mallersdorfer Schwestern in der Oberpfalz fehlt bisher leider eine Bestandaufnahme. Sie übernahmen an verschiedensten Orten Aufgaben in der Pädagogik und Krankenpflege, beispielsweise in Kallmünz, Schwandorf, Tirschenreuth und Wörth an der Donau. In Michelfeld sind die Dillinger Franziskanerinnen bis heute tätig. Derzeit gibt es franziskanische Seelsorger auf dem Mariahilfberg und in Freystadt. In Dietfurt unterhält der Orden sein weithin bekanntes Meditationshaus.
Beiträge über franziskanische Niederlassungen in der Oberpfalz in:
Appl, Tobias/Knedlik, Manfred (Hgg.): Oberpfälzer Klosterlandschaft. Die Klöster, Stifte und Kollegien der Oberen Pfalz (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz 2) Regensburg 2016.
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