Die in Wien und Berlin ansässige Firma „Hearonymus“ (die erste Silbe ist englisch auszusprechen) produziert Audioguides, die sich Interessierte über die gleichnamige App aufs Handy laden können. Hearonymus hat schon über 1.000 solcher Hörbücher produziert. Im vergangenen Jahr entstand im Auftrag der IKom Stiftland auch eines über das monastische Erbe in der Nordoberpfalz. Er trägt den Titel „Zisterzienser prägen das Stiftland – auf den Spuren des Ordens im Landkreis Tirschenreuth“ und steht als Gratis-Download zur Verfügung. Neben der deutschen Ausgabe sind auch Versionen in britischem Englisch und in Tschechisch abrufbar.
Auf der Startseite wird man animiert: „Erleben Sie zu Fuß und mit dem Auto oder Fahrrad das Erbe der Zisterzienser!“ Auf die verschiedenen Möglichkeiten der Fortbewegung ist auch die geografische Reichweite des Guides abgestimmt. Sollte es pedantische Nutzer geben, die alle Stationen des Guides besuchen wollen, hätten sie einiges zu tun. Die Info-Seite zum Einstieg könnte etwa ansprechender sein, dient aber eben der Information und nicht der ästhetischen Erbauung.
29 Tracks von insgesamt gut 70 Minuten Dauer informieren über das historische Waldsassener Klosterensemble – Basilika, Abteischloss, Kastenamt und Bibliothek –, über heutige Einrichtungen – das Gästehaus St. Josef und den Naturerlebnisgarten –, über die klösterlich geprägte Stadttopografie und über Stätten in der Umgebung – die Rosenkranzstationen, die Köllergrün, die Kappl, die ehemaligen Schlösser Fockenfeld und Hardeck und mehrere Stationen in Tirschenreuth. Extras befassen sich mit weiteren Orten im Landkreis und selbst mit dem Waldsassener Kasten in Weiden. Man wird nicht nur auf das Sehenswerte aufmerksam gemacht, sondern erhält auch Hintergrundinformationen zur regionalen Geschichte und zum monastischen Leben.
Ortsfremde werden orientiert, aber nicht in ihrer Aufnahmefähigkeit überfordert. Ausgeprägte fachliche Differenziertheit (und damit Komplexität) stünden im Widerspruch zum Medium. Doch die Erläuterungen stützen sich erkennbar auf die neuere Literatur und wiederholen kaum alte Stereotype (außer dem, dass die Benediktiner sich immer auf Bergen, Zisterzienser in Tälern angesiedelt hätten – das trifft aber beispielsweise nicht auf die alten oberpfälzischen Abteien Ensdorf OSB, Michelfeld OSB, Walderbach OCist und Weißenohe OSB zu).
Das Hören des Audioguides könnte sich durchaus auch für Ortsansässige lohnen. Für sie ist vielleicht der Umstand amüsant, dass sich die Vorleserin nicht recht sicher ist, wie sie das Wort Waldsassen auszusprechen hat. Meist betont sie es auf der zweiten Silbe, wie es im Waldsassener Dialekt üblich ist, mehrfach aber auch auf der ersten, wie es vor allem die Bewohner der Nachbarorte tun.