Im Stiftlandmuseum Waldsassen ist noch eine Weile eine Ausstellung zu besuchen, die schon am 28. Oktober 2023 eröffnet wurde. Sie trägt den Titel „Frater Eders Kunsthandwerk – in Waldsassen neu belebt“. Gezeigt werden Klosterarbeiten von Marianne Grzesina, Franziska Möhwald und Gabriele Salomon, örtlichen Vertreterinnen einer eigenen kunsthandwerklichen Szene, die sich der Weiterführung der „Eder-Technik“ verschrieben hat und sich dabei ausdrücklich auf den Waldsassener Laienbruder Adalbert Eder (107–77) beruft.
Manche der Eder-Nachfolgerinnen (Männer scheinen in diesem Feld nicht tätig zu sein) haben in ihren Kreationen neue Wege beschritten, die auch über vorgeprägte Sujets und vertraute christliche Inhalte hinausgehen. Die Waldsassener Exponate sind dagegen traditionskonform. Sie knüpfen an Vorbilder barocker Frömmigkeit an und bestehen in der Nachahmung von Andachts-Objekten wie Fatschenkindern, gefassten Gnadenbildern, Wallfahrtsandenken oder Heiligendarstellungen. Wer dieser vormodernen Ästhetik etwas abgewinnen kann, wird in der Ausstellung seine Freude haben; wer nicht, kann zumindest über die Präzision staunen, mit der die drei Kunsthandwerkerinnen gearbeitet haben.
Hommage an den Inspirator
Fr. Adalbert Eder erfährt in der Ausstellung eine Auferstehung. Lebensgroß sitzt er zwischen den Vitrinen an seinem Arbeitsplatz, neben sich eine fertig gefasste „Nepomuk-Zunge“. Die Inszenierung ist eine Hommage an den historischen Inspirator der Eder-„Schülerinnen“. In einem Begleittext ist zu lesen:
„Als Künstler in Gold-, Silber- und Filigranarbeiten war er Autodidakt, denn er hatte seine Kunst nicht gelernt, sondern sich selbst in jahrelanger Übung angeeignet.
Der fromme Künstler entwickelte so seine eigene Form der Klosterarbeit, eine Technik, die viel Hingabe und Geduld benötigt. Die kunstvoll in Gold und Silber angelegten Drahtarbeiten mit Perlen und Edelstein-Imitationen in Form von Blüten, die palmettenartigen Ornamente und ausdrucksvollen S- und C-Bögen stellen daher auch eine Besonderheit des Waldsassener Reliquienschatzes dar. Man nennt heute die verschiedenen Ornamente zum Beispiel ‚Himmelsleiter‘, ‚Pfauenfeder‘ oder ‚Ederschlingen‘.“
Fun fact: Das Museum verfügte nur über stehende Schaufensterpuppen, die aus einem ortsansässigen Textilgeschäft stammen. Die Inszenierung ist das Resultat einer orthopädischen Operation mittels Säge und Trennschleifer.