Jedes Jahr im Herbst kommen die neuen Bände einschlägiger Zeitschriftenreihen auf den Markt. Die Geschichte der Konvente in der Oberpfalz ist diesmal recht gut berücksichtigt.
Die Jahresgabe des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg wird mit einem Artikel von Wilhelm Pfaffel über „Die Abtgräber in der Klosterkirche Prüfening“ eröffnet. Soweit möglich, sind die Orte der Bestattungen von den Anfängen bis zur Säkularisation und die Lage der erhaltenen Epitaphien zusammengestellt.
Eine Miszelle zur jesuitischen Theatergeschichte Regensburgs steuert der Bibliotheksreferent des Historischen Vereins Manfred Knedlik bei. Bei dem Sammelband R 1026 aus der Vereinsbibliothek handelt es sich um ein Konvolut von 27 Periochen aus den Jahren 1629–1775, also noch über die Existenz der Gesellschaft hinaus.
Lit.:
Pfaffel, Wilhelm: Die Abtgräber in der Klosterkirche Prüfening – eine Spurensuche über sieben Jahrhunderte, in: Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 164 (2024) 9–52.
Knedlik, Manfred: Schultheater der Regensburger Jesuiten. Fundstücke aus der Bibliothek des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg (V), in: ebd., 161–166.
Im neuen Band der „Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens“ sind gleich fünf Beiträge mit Relevanz für die Oberpfälzer Klostergeschichte zu finden. Der erwähnte Wilhelm Pfaffel ist auch hier mit einem Prüfeninger Beitrag präsent, nun zu den Weiheinschriften in der ehemaligen Klosterkirche. Einer gewissen Berühmtheit erfreut sich diejenige für den Hochaltar: Die Platte in zweifarbigem Ton wurde – mehr als 300 Jahre vor Gutenberg – mit beweglichen Lettern gestempelt. Pfaffel schreibt ihre Herstellung dem Mönch Eilolf zu, der auch den Prüfeninger Chor ausmalte.
Mit der Ensdorfer und der St. Emmeramer Rotelsammlung liegen zwei äußerst wichtige Quellencorpora zur frühneuzeitlichen Klostergeschichte der alten und neuen Oberpfalz vor. Gerald Hirtner, Archivar der Salzburger Erzabtei St. Peter, bereichert diesen Themenkomplex durch die Edition einer Quelle aus seinem Fundus: der letzten nachweisbaren sanktpetrischen Rotelrolle. Auf ihr ließ sich der Rotelbote jeweils quittieren, dass er einem konföderierten Kloster Meldung vom Tod des Abtes Wolfgang Walcher († 1518) gemacht hatte. Der Bote musste seine Runde auf drei Jahre aufteilen und kam erst im Februar 1521 auch in die Regensburger Region. Hier wurden auf seiner Rotel Besuche in Prüfening, St. Emmeram und Reichenbach vermerkt.
Ein Beitrag zur Weißenoher Literaturgeschichte beschäftigt sich mit P. Johann Nepomuk Lingl (1758–1816), der im Jahrzehnt vor der Säkularisation eine Reihe von Predigtsammlungen und Erbauungsschriften veröffentlichte. Interessant ist er aber wohl vor allem in seiner ablehnenden Haltung zur monastischen Lebensweise, die ihn mit seinem Mitbruder Willibald Schrettinger verband.
Kurz gestreift wird die Oberpfälzer Klostergeschichte auch in einem Beitrag über Klostergründungen durch König Ludwig I. Auf seine Initiative hin wurden u. a. die Franziskanerklöster in Dietfurt, Freystadt und Pfreimd sowie auf dem Amberger Mariahilfberg restituiert
Und schließlich schlägt Markus Pelzmann ein Kapitel klösterlicher NS-Geschichte auf: Im Zuge der Diffamierungskampagne gegen das Klosterwesen wurde gegen zahlreiche Ordensangehörige wegen Sittlichkeitsvergehen (homosexueller Handlungen oder Kindesmissbrauchs) ermittelt. Klostervorsteher, die nicht bereit waren, mit der Geheimen Staatspolizei zu kooperieren, wurden mit „Schutzhaft“ belegt oder bedroht. In der Oberpfalz traf es den Plankstettener Abt Jakobus Pfättisch, der wegen Auskunftsverweigerung 1938 für einen Monat im Münchener Gestapo-Gefängnis festgehalten wurde.
Lit.:
Pfaffel, Wilhelm: Die Weiheinschrift von 1119 in der ehemaligen Klosterkirche Prüfening. Befund – Probleme – Folgerungen, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 135 (2024) 81–114.
Hirtner, Gerald: „Lator presencium comparuit”. Die Totenrotel des Abts Wolfgang Walcher († 1518) von St. Peter in Salzburg. Edition und Kommentar, ebd., 129–157.
Schrott, Georg: „Literator und Schriftsteller“: P. Johann Nepomuk Lingl (1758–1816) aus der Benediktinerabtei Weißenohe, ebd., 203–250.
Wüst, Wolfgang: Die Wiedergeburt des Benediktinerordens. Die Wittelsbacher und ihre Klosterpolitik im Königreich Bayern, ebd., 251–279.
Pelzmann, Markus: Die Schutzhaft des Plankstettener Abtes Jakobus Pfätsch im Frühjahr 1938. Ein Beispiel für das Vorgehen der Gestapo gegen bayerische Benediktinerklöster im Nachgang der Sittlichkeitsprozesse, ebd., 391–420.