Vor einiger Zeit wurde an dieser Stelle eine Metallplatte vorgestellt, deren eine Hälfte den Schriftzug „Klosterbrauerei Waldsassen“ trägt. Offenbar hatte sie eine Funktion innerhalb eines Druckvorgangs zu erfüllen. Wegen der eingetieften und nicht spiegelverkehrten Buchstaben und wegen des Schriftzugs einer weiteren Brauerei auf derselben Fläche konnte sie aber nicht als Druckplatte im üblichen Sinn verwendet werden. Durch fachkundige Hilfe und weitere Recherchen ließ sich das Rätsel nun lösen:
Es handelt sich um die besondere Variante eines Klischees. Diese diente einem speziellen indirekten Tiefdruckverfahren, welches als Tampondruck mit Stempeln aus Silikonkautschuk seit 1968 vielfältige Anwendungen findet. Zu diesem Zeitpunkt war die Waldsassener Klosterbrauerei freilich bereits geschlossen. Voraus gingen aber ältere Verfahren, bei denen Gelatinetampons verwendet wurden.
Der Druck erfolgt, indem man auf die Platte Farbe aufträgt und sie mit einem Rakel wieder abstreift, sodass sie nur in den Vertiefungen zurückbleibt. Anschließend wird der Tampon auf die Platte gedrückt, der die Farbe aufnimmt. Damit kann man nun gekrümmte Objekte stempeln, beispielsweise die Rundungen von Gläsern und Bierkrügen. Ein Beispiel für die Technologie heutigen Tampondrucks findet man beispielsweise hier.
Auch der abgebildete Bierkrug dürfte mit diesem Verfahren beschriftet worden sein, allerdings mit einem anders gestalteten Klischee. Die Fehlstellen in den Buchstabenkörpern machen die Wechselwirkung zwischen dem Tampon und der rauen Keramik-Oberfläche sichtbar.
Für Unterstützung bei den Recherchen danke ich Nils Wittmann (Wittmann Druck & Werbung Waldsassen) und Britta Wekenmann-Arnold (Schussenrieder Bierkrugmuseum GmbH & Co. KG).