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Schusswaffen im Kloster Waldsassen (KEIN Sensationsbericht!)

Radschloss-Gewehr des Waldsassener Abtes Alexender Vogel (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, W2555).
Radschloss-Gewehr des Waldsassener Abtes Alexender Vogel (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, W2555).

Im Jahr 1780 unternahm der Zisterziensermönch Stephan Schenk aus Ossegg/Osek eine Reise „zu den Heiligen drei Königen in der Stadt Köln“, dokumentiert in seiner handschriftlichen „Descriptio Itineris ad Sanctos Tres Reges in urbe Coloniensi“. Anschließend reiste er noch bis nach Ostende weiter. In der Nähe von Antwerpen besuchte er die Zisterzienserabtei St. Bernhard an der Schelde/Sint Bernaerdts-op't Schelt im heute belgischen Hemiksem und notierte u.a.: „Ebenda befindet sich auch ein Platz zum Scheibenschießen, wie ich einen solchen im Garten des Klosters Waldsassen ebenfalls gefunden habe.“

Ein Besuch Schenks in Waldsassen ist für das Jahr 1755 belegt. Damals leitete Abt Alexander Vogel (im Amt 1744–56) das Kloster. Schenks Erinnerungen an den Schießstand sind nicht der einzige Beleg für das Schießen als Freizeitbeschäftigung während Vogels Amtszeit. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg verwahrt ein Radschloss-Gewehr, ein Geschenk des Waldsassener Konvents an Abt Alexander. Es kam aus dem Nachlass des Münchener Juweliers Franz Greb ins GNM.

Dass im Kloster Waldsassen das Schießen zur Tradition wurde, belegen Waldsassener Zelleninventaren aus den 1780er-Jahren, in denen Flinten im Besitz von Mönchen aufgelistet werden. Sie dürften nicht auf jagdliche Betätigungen der Zisterzienser hinweisen, sondern auf die Nutzung zum Zeitvertreib.

Das Scheibenschießen weltlicher Bewohner des Klostermarktes diente damals militärischen Zwecken. Die Zisterzienser dürften damit die ersten Waldsassener gewesen sein, die das Schießen als „Hobby“ betrieben. Es ist damit – wie das ebenfalls beliebte Billard und das Kegeln – der Kultur des Spiels im Kloster zuzurechnen.

 

Lit.:

[Schenk, Stephan:] Von Ossegg nach Ostende und zurück i. J. 1780, in: Cistercienser-Chronik 17 (1905) 92f./121–124/149–159/179–183/209–216/247–249/280f./304–313; hier: S. 216.

Heiter bis göttlich. Die Kultur des Spiels im Kloster. Katalog zur Sonderausstellung in der Stiftung Kloster Dalheim, LWL-Landesmuseum für Klosterkultur vom 1. Juni bis zum 3. November 2013, Lindenberg 2013.

Schrott, Georg: „Substantz Zethl“. Waldsassener Zelleninventare als Quellen monastischen Lebensstandards im späten 18. Jahrhundert, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 106 (1995) 377–409, hier: 394.

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