
Im Jahr 1930 wurde im Verlag Anton Böhm (Augsburg – Wien) eine „Charfreitagskantate“ aus der Feder des in Prag wirkenden Musikers und Komponisten Vojtěch Říhovský (1871–1950) gedruckt. Der Urheber war, wie es in einem Biogramm heißt, „ ein überaus fruchtbarer Kirchenkomponist [...], der auf dem Boden der Cyrillbewegung, der tschech. Form des Cäcilianismus, streng liturg. Haltung mit national-volkstümlichen Elementen verband.“
Seine „Charfreitagskantate“ interessiert hier wegen des Librettos, dessen deutsche Version mit einem Oberpfälzer Kloster verbunden ist. Als Autor der Texte ist „P. Fr. Zack, S. J.“ angegeben. Gemeint ist der tschechische Jesuit František Žák (1862–1934). Weiter ist zu lesen: „Deutscher Text nach M. Leonia Lorenz von Sebastian Wieser“. Leonia Lorenz hat also offenbar die Übersetzung aus dem Tschechischen vorgenommen und Sebastian Wieser (1879–1937), ein produktiver geistlicher Autor aus Südbayern, diese überarbeitet.
Bei der Übersetzerin, Sr. M. Leonia Lorenz (1872–1945), handelt es sich um eine Waldsassener Zisterzienserin. Eine Biographin aus dem Konvent charakterisiert sie u. a. mit den Worten: „Sie stammte aus Prag, sprach perfekt ihre Muttersprache, aber auch unsere deutsche Sprache. Sie war künstlerisch veranlagt, musikalisch, betätigte sich auch als Malerin u. Dichterin. Es verging kaum ein Familienfest im Kloster, das sie nicht durch Deklimation [!] u. Musik verherrlichen wollte. Leider zeigten alle ihre literarischen Arbeiten, daß sie doch eine Tschechin war. Geschliffene Sprache, feiner Satzbau fehlten manchmal.“
Die Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München hat den deutschen Druck von Říhovskýs Kantate kürzlich online gestellt und freundlicherweise auch die Übernahme in diesen Blog-Beitrag gestattet.
Allen Leserinnen und Lesern erbauliche Kar- und Ostertage!
Lit.:
Charfreitagskantate [...], Augsburg – Wien 1930 (BSB München: 2 Mus.pr. 8224).
„Eine stark selbstbewußte Klosterfrau“. Schwester Maria Leonia Lorenz, in: „Ein Thal des Seegens“. Lesebuch zur Literatur des Klosters Waldsassen (Hgg. Manfred Knedlik/Georg Schrott), Kallmünz 1998, 168f.
Hier der Libretto-Text: